
Vor der offiziellen Begrüßung gab es bereits erste Möglichkeiten, sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen. Durch die Veranstaltung geführt haben Annika Wallboot von Life Science Nord und Linus Prinz von KI.SH @ WTSH. Zum Start gab es einen kurzen Begrüßungstalk mit Dirk Schrödter (Digitalisierungsminster Schleswig-Holstein) und Prof. Dr. Helge Braun (Präsident der Universität zu Lübeck), der als aktuell wichtigsten Punkt die KI gestützte Unterstützung im Gesundheitswesen zur Bewältigung von bürokratischen Aufgaben im Gesundheitswesen in den Vordergrund stellte, bevor man sich den “großen Visionen” zuwendet.
Prof. Dr. Helge Braun: Das, was wir am schnellsten und am unkritischsten mit KI umsetzen können, ist die Entlastung von lästigen Aufgaben.
Nach der Begrüßung gab es die erste von zwei Keynotes, gehalten von Thomas Ballast, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Vorstandes der Techniker Krankenkasse (TK). Dieser hat vorgestellt, wo die TK bereits heute KI einsetzt und welche in Zukunft dazukommen. Ein Beispiel dabei ist DocRobin. DocRobin ist ein KI gestütztes System mit dem Patient:in im Zweitmeinungsverfahren unterstützt werden. Dabei wird mit einem Avatar interagiert, dieser fragt die notwendigen Informationen ab und kann direkt auch Fragen beantworten. Die daraus gewonnenen Informationen werden dann von Experten begutachtet und als Ergebnis in dem Gutachten zusammengefasst. Als Vorteil wurde dort die bessere Kommunikation mit den Patient:innen hervorgehoben.
Als zweiten Abschnitt am Vormittag gab es eine Sessionphase, in denen aus Forschung und Wirtschaft über Möglichkeiten und aktuellem Einsatz von KI gesprochen wurde. Folgende Themenbereiche wurden dort abgedeckt:
- KI und Regulatorik
- KI im Labor
- KI und Anonymisierung
- Erklärbare KI im Gesundheitswesen
- Prozessoptimierung im Gesundheitswesen und in der Patientenversorgung
Die Sessions wurden dabei noch in 2–3 kleinere Blöcke geteilt, in denen dann die Themen aus verschiedenen Richtungen beleuchtet wurden. In der Session KI und Anonymisierung wurde zuerst über den aktuellen Stand der Forschung an der Universität zu Lübeck berichtet, was die Anonymisierung von personenbezogenen Daten für KI-Lernverfahren angeht. Im zweiten Teil hat sich ein Start-up für die Anonymisierung von Dokumenten für Nutzung von KI vorgestellt.
Während der Lunch-Pause gab es genug Zeit sich zu vernetzen und spannende Gespräche und Kontakte zu knüpfen. Der Nachmittag wurde mit der zweiten Keynote von Dr. med. Sebastian Wolfrum, dem ärztlichen Leiter der Interdisziplinäre Notaufnahme Campus Lübeck, eröffnet. Dort wurde berichtet an welchen Stellen der Notaufnahme bereits heute verschiedene KI-Systeme arbeiten und wie das Zusammenspiel zwischen Mensch und KI aussieht. Besonders deutlich wurde dabei, wie komplex und umfassend die Systeme sind und wie viele Möglichkeiten zur Unterstützung mit KI für den Menschen vorhanden sind.
Im Anschluss haben vier Start-ups die Möglichkeit bekommen sich in Form eines Pitches vorzustellen. Alle vier Start-ups haben eindrucksvoll gezeigt, was heute schon in der Praxis zusammen mit KI möglich ist, angefangen von einer KI-gestützten Lösung zur automatischen Analyse histologischer Bilder, über ein KI gestütztes Bestellsystem für individuell anpassbare, erschwingliche Unterarm-Prothesen, über ein mobiles Blutanalysegerät für den Rettungsdienst mit einem KI-basierten Sensor hin zu einer 3D-Bildrekonstruktion aus herkömmlichen Unterschalldaten.
Die zweite Sessionphase hat folgende Themenbereiche abgedeckt:
- KI und Ethik
- KI in der personalisierten Therapie
- KI im UKSH
- Interaktion Mensch und KI
- KI und Diagnostik
- KI in der Pflege
Auch hier gab es wieder viele spannende Einblicke in Forschung und Praxis. Das UKSH hat Herausforderungen in Bezug auf KI aufgezeigt. Beispielsweise wie schwer es ist, die bestehenden Daten für die Nutzung durch KI-Anwendungen zur Verfügung zu stellen. An vielen Stellen fehlen standardisierte Formate und teilweise liegen Informationen gar nicht vor. Es wurden dazu verschiedene Vorgehen vorgestellt, um diese Daten nutzbar zu machen. Vorgestellt wurde auch das neben der medizinischen Arbeit auch in der Verwaltung KI Einzug erhält und es dort eine andere teilweise einfachere Umgebung gibt. So müssen die dort genutzten KI-Anwendungen kein Medizinprodukt sein und auch die Verwendung von nicht medizinischen Chat-Bots ist deutlich einfacher.
Abgeschlossen wurde die 6. KI-Landeskonferenz dann wieder von Annika Wallboot und Linus Prinz. Die Konferenz hat einen tollen Rahmen gegeben um innerhalb eines Tages viele Einblicke in verschiedenste Anwendungsgebiete von KI im Bereich der Medizin und Gesundheit zu erhalten.
Was bei eigentlich allen Beiträgen betont wurde, ist dass KI den Menschen unterstützt und von lästigen Aufgaben befreit, aber nicht ersetzt. Im Bezug auf Medizin und Gesundheit kann KI dabei helfen das mehr Zeit für den persönlichen Kontakt zwischen medizinischem Personal und Patient:innen zur Verfügung steht.
Wir konnten uns auf der Konferenz mit vielen Experten austauschen, Kontakt knüpfen und Ideen und Überlegungen mitnehmen, die uns bei der Weiterentwicklung und Einbindung von KI bei T2med unterstützen werden.